22.09.2011

Tomaten

Tomaten sind in der Schweiz das wichtigste Gemüse. 77'000 Tonnen oder 10 Kilo pro Kopf verzehren die Schweizerinnen und Schweizer pro Jahr (Quelle: Kassensturz). Tomaten sehen in den Läden und insbesondere bei den beiden Grossverteilern Migros und Coop vorwiegend sehr sauber und rein aus. Das soll auch über die Zeit seit dem Kauf bei dem Bauern bis zur Auslage im Gemüseregal so bleiben. Scheinbar ist das der Anspruch der Käufer, die schönes Gemüse kaufen wollen. Die Konsequenz ist unschön. Bauern müssen die Tomate zu früh pflücken und lassen somit der Geschmacksenftaltung zu wenig Raum. Was wollen sie aber tun, ist doch der Druck der Grossverteiler so gross, dass bei der Abnahme von Bauern eine strickte Selektion stattfindet, in der reife Tomaten (eigentlich die leckeren) durchfallen. 


Wie soll sich nun aber das Verhalten der Grossverteiler ändern. Das geht wohl nur, indem das Verhalten der Konsumenten ändert. Das heisst, wir müssen uns ändern und unser Kaufverhalten bewusster gestalten. Ich zum Beispiel habe in der nähe einen Bauernhof, der täglich frisches Gemüse im eigenen Hofladen anbietet. Die Tomaten (möglicherweise die von den Grossverteilern aussortierten) sind reif und haben tatsächlich mehr Geschmack. Auch Tomaten, die direkt am Gemüsemarkt angeboten werden, sind reifer und damit wohl auch geschmackvoller.


Ja, vieleicht haben Sie keine solche Möglichkeit. Jedoch ist es schon viel, wenn wir alle bewusster Einkaufen und auch mehr Reaktion zeigen, wenn wir mit einem Verhalten von Anbietern nicht einverstanden sind. Wenn sich das Konsumentenverhalten ändert, ändert sich nämlich nachhaltig auch das Verhalten der Anbieter. 


So können wir verhindern, dass z.B. Tomaten - erst noch Gute und reife- von Grossverteilern an Bauern retourniert und im schlimmsten Fall vernichtet werden. Was für einen ökologischen und ökonomischen Sinn macht das? Ich weiss es nicht.


Sinngemäss steht dieses Beispiel stellvertretend für das ganze Kaufverhalten der Gesellschaft. Je kritischer wir im Bezug auf Umwelt, Nachhaltigkeit und Sinn die Angebote hinterfragen und durch die Wahl bzw. den Kauf von sinnvolleren Alternativen steuern, desto mehr wird auch die Angebotsseite reagieren und bei Produktion und Kauf entsprechend handeln. Denn zuletzt steuert doch die Nachfrage das Angebot oder anders gesagt, der Käufer entscheidet was für ein Produkt er kaufen wird (diese Wahlmöglichkeit wird ihm hoffentlich nie genommen). Einzig die Werbung sugeriert einem manchmal etwas anderes (welche Wahrheit steckt aber hinter der Werbung?)


Ein Beitrag vom Kassensturz hat mich zu einem Kommentar über dieses Thema angeregt.

2 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Manchmal kann ich es kaum fassen, dass bei so vielen Konsumenten z.B. eine Tomate einfach als frisch-fröhlicher Farbbeitrag in einen Salat rein muss!! und das zu jeder Jahreszeit!
Wir leben hier im Herzen von Frankreich und bewirtschaften einen Bio-Bauernhof. Unsere Einkommen kommt aus der Charolaise-Muttertierhaltung.
Nebenher haben wir Milchschafe und einen Gemüsegarten und sind weitgehend Selbstversorger!(Gemüse und Schaffleisch das ganze Jahr, Milchprodukte, mehrheitlich während der Melkzeit)
Unsere Nachbarn werden regelmässig von Mister Bofrost und wie sie alle heissen beliefert und wenn ich ihnen einen Kûrbis schenken möchte, wollen sie den nicht... Arbeit und vielleicht nicht wissen wie zubereiten....
Ich möchte keineswegs verallgemeinern, aber es fällt mir immer wieder auf wie viele Menschen irgend einen vorgefertigten "Einheitsbrei" essen. All die versteckten Salze und Zusatzstoffe... viele wissen gar nicht mehr wie viele Leckereien im Orginalzustand schmecken... und das denke passiert auch mit den Tomaten.
Übrigens wir sind die absoluten Bernerosenfans ; )
Wûnsche dir einen gemütlichen Sonntag!
Liebe Grüsse Smilla

Alexander Osterberger, Fotograf hat gesagt…

Danke Smilla für den Kommentar. das ist mir in meinem Umfeld auch schon aufgefallen. Das Gemüse vom benachbarten Bauern schmeckt uns auch viel besser. Zudem macht selber kochen Spass und man sieht was rein kommt.